Höhenlinien – oder „Warum der kürzeste Weg nicht immer auch die beste Wahl ist…“

In diesem Beitrag erfährst Du etwas über Höhenlinien auf einer Wanderkarte (Isohypsen) und warum der kürzeste Weg beim Wandern und Trekking nicht immer die beste Wahl ist…

Der kürzeste Weg zwischen zwei Punkten ist eine Gerade. Aber ist das auch der beste Weg?

Der kürzeste Weg zwischen zwei Punkten ist eine Gerade

Vielleicht kennst Du diese Aussage noch aus der Geometrie im Mathematikunterricht. „Der kürzeste Weg zwischen zwei Punkten ist eine Gerade“. Mathematisch ist das vollkommen korrekt. Wenn Du jetzt von einem Punkt A zu einem Punkt B kommen musst und Du hast die Auswahl zwischen den beiden oben dargestellten Wegen, dem roten Weg und dem blauen Weg – Welchen Weg nimmst Du?

zwei unterschiedliche Wege. Der eine ist 500 Meter lang, der andere ist 1.000 Meter lang.

Zweifelsfrei ist die Strecke des blauen Weges kürzer als die Strecke des roten Weges. Also nimmst Du jetzt den blauen Weg und bist schneller bei dem Punkt B, als wenn Du den roten Weg nimmst? Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Denn die längenmäßig kürzeste Strecke muss nicht unbedingt die „Schnellste“ sein.

Es könnte beispielsweise sein, dass der blaue Weg so matschig ist, dass Du nur ganz langsam voran kommst… und der rote Weg ist vielleicht hingegen super ausgebaut… Wie gut ein Weg ausgebaut ist, kannst Du aus einer Wanderkarte meistens direkt aus der Wegedarstellung entnehmen. Eine Teerstraße hat in der Regel eine andere Darstellung als ein Feldweg oder eine Forststraße. Ein Single-Trail oder Trampelpfad ist meistens auch anders eingezeichnet.

Beachte die Höhenlinien (Isohypsen) auf der Karte!

Unterstellen wir bei der weiteren Betrachtung aber einmal, dass sowohl der rote, als auch der blaue Weg gleich gut ausgebaut sind und auch landschaftlich gleich reizvoll. Ist denn dann der Blaue auf jeden Fall besser?

Symbolbild Weggabelung zwei Wege

Genau so ein Fall ist mir vor einiger Zeit einmal passiert. Ein schneller Blick auf die Karte, einen langen und einen kurzen Weg gesehen die mich beide zum Ziel gebracht hätten. Ich habe mich dann voreilig für den kurzen entschieden.

Was war passiert? Ich hatte nicht auf die Höhenlinien (in der Meteorologie im Übrigen „Isohypsen“ genannt) geachtet. Die Höhenlinien stellen jeweils die Punkte dar, die auf gleicher Höhe liegen. Du kannst daran beispielsweise auf der Wanderkarte erkennen, ob Dich Dein Weg bergauf oder bergab führt… Ahnst Du schon, was passiert ist?

zwei Wege, dargestellt mit Höhenlinien und Beschriftungen.

Genau! der kurze Weg führte schnurstracks auf direktem Weg über einen Berg hinweg. Der längere Weg führte am Berg vorbei.

Äquidistanz – Steigung und Gefälle den Höhenlinien entnehmen

Den gleichmäßigen Höhenabstand zwischen zwei benachbarten Höhenlinien nennt man „Äquidistanz“. Meistens findest Du in Wanderkarten eine Äquidistanz von 10 Metern. Wenn Du also von einer Höhenlinie zur benachbarten Höhenlinie gehst, hast Du einen Höhenunterschied von 10 Metern überwunden.

zwei Wege mit Höhenlinien und dargestellter Steigung und Gefälle

Je nach Kartenmaßstab kann dieser natürlich auch anders sein (20 Meter, 50 Meter, o.ä.) . Im Zweifelsfall gibt Dir die Kartenlegende darüber Auskunft.

Welcher der beiden Wege ist denn jetzt „angenehmer“?

Du hast jetzt den blauen Weg der 500 Meter lang ist und den roten 1 Kilometer langen Weg. Der blaue Weg hat 60 Meter Steigung und 60 Meter Gefälle. Der rote Weg hat nahezu keinen Höhenunterschied auf der Strecke.

Wenn Du Dich jetzt für den Weg entscheiden möchtest, bei dem Du insgesamt weniger Kraft aufbringen musst, dann kannst Du mithilfe des mathematischen Modelles „Leistungskilometer“ die beiden Wege vergleichen. Zu diesem Thema findest Du in diesem Beitrag von mir nähere Informationen und ein kleines Tool mit dem Du selbst rechnen lassen kannst.

Screenshot Leistungskilometer

Der rote Weg ist 1 Kilometer lang. Da er keine Höhenunterschiede hat, entspricht der eine Kilometer auch den errechneten Leistungskilometern. Der blaue Weg entspricht 1,5 Leistungskilometern. „Angenehmer“ wäre in diesem Fall somit der rote, längere Weg!

Also… nicht immer ist der kürzere Weg auch die „bessere“ Wahl!

Viel Freude draußen!

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