Sonnenuhr

Im Osten geht die Sonne auf, im Süden hält sie Mittagslauf, im Westen wird sie untergehen, im Norden ist sie nie zu sein. Warum in einer Sonnenuhr mehr Know How steckt als Du auf den ersten Blick vermutest… Das erfährst Du in meinem heutigen Beitrag!

Horizontalsonnenuhr in Kückelheim zusammen mit Garmin Smartwatch

Die Vorgeschichte zum heutigen Beitrag über Sonnenuhren

Eigentlich wollte ich vor ein paar Tagen nur meine neuen Wanderschuhe einlaufen und eine kurze Runde drehen. Ohne festes Ziel. Beim Losgehen habe ich mir noch einen meiner Kompasse in die Tasche gesteckt. Ohne ihn wirklich zu brauchen. Einfach nur um unterwegs damit ein wenig zu spielen…

Zwischendurch hatte ich auf meiner kleinen Wanderung einen ganz spontanen Gedanken. „Wenn ich mit dem Kompass die Himmelsrichtung ermittle in der gerade die Sonne steht, dann müsste ich doch errechnen können wie viel Uhr es gerade ist.“ Zu diesem Zeitpunkt war mir noch nicht klar, dass ich mich mit diesem Gedanken länger als erwartet befassen würde…

Naive These: Ich muss die Himmelsrichtung nur durch 15 teilen und habe die Uhrzeit

Meine erste These war sehr simpel. Ich teile einfach die Gradzahl der Himmelsrichtung (0 bis 360°) durch 15 um auf die Stunden (0-24) der Uhrzeit zu kommen. Also, wenn die Sonne genau im Süden (=180°) steht, dann 180:15=12. Also ist es 12 Uhr. Ja, kann das denn so einfach sein?

Direkt mal getestet… die Sonne steht auf 218°. 218:15=14,53. Ein Blick auf die Uhr sagt aktuell 15:25 Uhr. Ah, ja. Wir haben momentan in Deutschland die Sommerzeit. Also sind die Uhren eine Stunde vorgestellt. Das weiß die Sonne natürlich nicht 😉

Erkenntnis Nummer 1: Die „bürgerliche Zeit“ unterscheidet sich von der Zeit der Sonne (astronomischen Zeit)

Die „bürgerliche Zeit“ (gesetzliche Zeit) unterscheidet sich von der Zeit der Sonne (astronomischen Zeit).

Ok, also im Sommer eine Stunde dazu rechnen. Immer noch nicht schwierig. Aber sonst passt die Rechnung?

Markierung an der Sonnenuhr auf dem Kanonenplatz am oberen Schloss in Siegen

Erkenntnis Nummer 2: Der eigene Standort hat einen Einfluss

Bei den weiteren Überlegungen wird mir schnell klar… nein, so ganz einfach kann es auch gar nicht sein. Der eigene Standort muss einen Einfluss haben. Die Sonne geht zwar grundsätzlich immer im Osten auf und im Westen unter, ganz egal wo ich mich auf der Erde befinde… aber der Weg der Sonne dorthin ist unterschiedlich.

Auf der Nordhalbkugel steht sie mittags im Süden. Auf der Südhalbkugel steht sie mittags im Norden.

Und wenn ich mich auf dem Äquator befinde, dann geht sie im Osten auf und steigt im Osten immer höher bis sie mittags genau über mir im Zenit steht und geht dann im Westen wieder unter. Stehe ich am Äquator, dann ist direkt klar: Wenn ich mit einem Kompass die Richtung messe, in der die Sonne steht, dann messe ich entweder Osten, oder Westen. Aber nichts dazwischen. Die Himmelsrichtung in der die Sonne steht kann somit kein direktes Maß für die Uhrzeit sein.

Stock in Pfütze. Ganz einfache Sonnenuhr

Wenn ich am Äquator einen Stock senkrecht in die Erde stecke, dann zeigt der Schatten vormittags nach Westen und wird bis mittags immer kürzer. Ab Mittags zeigt er dann nach Osten und wird immer länger…

Ok, also das ist genau am Äquator so, oder?

Erkenntnis Nummer 3: Die Jahreszeit hat einen Einfluss

Der Stand der Sonne ändert sich im Jahresverlauf. Du hast bestimmt schon einmal etwas vom „nördlichen Wendekreis“ (23,44° Nord) und vom „südlichen Wendekreis“ (23,44° Süd) gehört.

Das was ich Dir im vorherigen Abschnitt über den „Äquator“ erzählt habe, stimmt eigentlich nur am 21.03. und am 23.09. eines Jahres.

In der Zeit dazwischen bewegt sich die Sonne zum südlichen Wendekreis (bis zum Winterpunkt am 21.12.) und danach in Richtung nördlicher Wendekreis (bis zum Sommerpunkt am 21.06.)

Link zu Wendekreisen; Bild CC-BY-SA

Streng genommen bewegt sich die Sonne natürlich nicht. Bekanntlich bewegt sich ja die Erde um die Sonne und nicht umgekehrt. So ist die Vorstellung der scheinbaren jährlichen Sonnenbahn (Ekliptik) aber einfacher.

Sonnenuhren

Durch diese ganzen theoretischen Überlegungen bin ich dazu gekommen, mich in den vergangenen Tagen ein wenig mehr mit Sonnenuhren zu beschäftigen und dem Know-How das darin steckt. Unter dem Stichwort „Zeitgleichung“ findest Du übrigens nähere Informationen zum Einfluss der Jahreszeit auf die Sonnenuhr.

Es ist beispielsweise auch kein Zufall, dass die Neigung des Schattenwerfers in der folgenden Horizontal-Sonnenuhr circa 50 Grad beträgt, was so ungefähr der geografischen Breite des Standortes entspricht. Das sorgt für einen gleichförmigen Schattenlauf.

…und hier noch eine Vertikal-Sonnenuhr an der Sonnen-Schule in Attendorn:

Und noch eine Sonnenuhr an der Burg Bilstein in Lennestadt. 😉

Eine umfassende Einführung in das Thema Sonnenuhren soll und kann es aufgrund der Komplexität in diesem Beitrag aber gar nicht geben. Aber vielleicht bis Du auch neugierig geworden?

Zum Einstieg in das Thema Sonnenuhren ist es sinnvoll, sich die Funktionsweise einer Äquatorialsonnenuhr anzuschauen. Dies ist eine einfache Bauart einer Sonnenuhr. Du benötigst zum Eigenbau kein umfassendes Wissen. Etwas handwerkliches Geschick reicht, wenn Du das Prinzip verstanden hast.

Hier noch eine hübsche Äquatorialsonnenuhr, die ich bei meiner letzten Wanderung am Kemnader See gesehen habe:

Äquatorialsonnenuhr am Kemnader See

Wenn Du Dich näher mit dem Thema „Sonnenuhr“ beschäftigen möchtest oder vielleicht auch eine Sonnenuhr selbst bauen möchtest, dann kann ich Dir das Buch

übrigens sehr empfehlen.

Viel Freude draußen!

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