Braucht man heutzutage noch einen Kompass?

In meinem heutigen Beitrag möchte ich mit Dir die Frage klären, ob Du einen Kompass benötigst, wenn Du draußen unterwegs bist. Ist er ein nicht mehr erforderliches Relikt aus früheren Zeiten oder doch ein unverzichtbares Hilfsmittel zur Navigation… Was meinst Du?

Mit dem Kompass wird ein Turm angepeilt

Was kann ein Kompass und was kann er nicht?

Um die Frage zu beantworten, ob Du einen Kompass benötigst, müssen wir uns erstmal anschauen, was ein Kompass grundsätzlich eigentlich kann. Und das ist schnell beantwortet: Er besitzt eine Nadel, die auf den magnetischen Nordpol der Erde zeigt. Du kannst somit die Himmelsrichtungen an Deinem momentanen Standort ermitteln. Er zeigt Dir aber nicht an wo Du bist und er zeigt Dir auch nicht an wohin Du gehen musst. Und was bringt Dir das? Ohne weitere Informationen vermutlich zunächst nichts.

Erst wenn Du weitere zusätzliche Informationsquellen hast, die Du mit der Information Deines Kompasses verbinden kannst, wird das ganze hilfreich. Typischerweise findest Du dazu häufig die Kombination „Karte + Kompass“. Aus der Karte kannst Du beispielsweise erkennen in welche Himmelsrichtung Dein gewünschter Weg führt und mithilfe des Kompasses kannst Du dann genau diese Richtung einschlagen.

Kompass, Wanderkarte und Ausblick vom Berg

Ist ein Smartphone oder GPS-Gerät nicht wesentlich praktischer als ein Kompass?

Mittlerweile hat nahezu jedes Smartphone eine GPS-Funktion. Meistens auch einen integrierten Kompass. Auch Kartenmaterial lässt sich offline auf das Smartphone laden. Du hast damit ein Multifunktionswerkzeug für Deine Navigation, das die Kombination „Karte + Kompass“ nicht nur ersetzt, sondern mit der genauen Positionsbestimmung auch noch wesentlich mehr kann:

  • Genaue Positionsbestimmung (GPS)
  • Bestimmung der Himmelsrichtung (entweder GPS oder integrierter Kompass)
  • Wanderkarte (offline-Kartenmaterial)
  • Speicherung von Wegstrecken (Tracks) und Routen

Insofern ist das Smartphone tatsächlich wesentlich praktischer als die Kombination von Karte und Kompass. Spätestens wenn Du bei regnerischem und stürmischen Wetter mit einer Papierwanderkarte und einem Kompass navigieren musst, lernst Du die Vorzüge eines (wasserdichten) Smartphones mit GPS zu schätzen. 😉 Also alles klar, Kompass brauchst Du nicht… oder doch?

Blick durch die Lupe des Peilkompass

Sinnvolle Einsatzmöglichkeiten eines Kompasses

Ich brauche also nicht zwingend einen Kompass, habe aber dennoch meistens einen in meinem Wandergepäck. Warum?

1. Backup zum Smartphone

Ich habe von dem Gebiet in dem ich wandere nicht nur elektronische Wanderkarten im Smartphone, sondern meistens auch als Backup eine Karte in Papierform für den Fall dass die Technik streikt. Das passiert schneller als Du denkst. Dazu habe ich Dir im Beitrag „Orientierungslos im Wald – Verlaufen!“ bereits einmal etwas berichtet.

Kompass und Wanderkarte

2. Funktioniert ohne Strom

Selbsterklärend, oder? Immer dann, wenn Du keinen Strom zur Verfügung hast, oder das Risiko besteht, dass Dir der Strom ausgeht, ist ein Kompass ein sinnvoller Ausrüstungsgegenstand zur Navigation. Auf dem Meer oder auch bei mehrtägigen Trekking-Touren.

Kompass und weit entfernte Windräder bei Dämmerung

3. Zur Navigation in Höhlen und unter Wasser

Es gibt Orte, an denen es keinen GPS-Empfang gibt. Als Taucher tief im Wasser oder als Höhlenforscher unter der Erde weißt Du, dass Dein Kompass dort funktioniert, ein GPS-Gerät aber nicht.

In einer Höhle

4. Zum Anpeilen von weit entfernten Objekten

Gelegentlich passiert es auf meinen Wanderungen, dass ich in weiter Entfernung etwas markantes sehe. Beispielsweise einen großen Turm oder einen hohen Berg. Oft frage ich mich dann… „Was ist das für ein Turm?“ oder „Wie weit kann ich von hier in die Ferne schauen?“ Wenn diese Objekte so weit entfernt liegen, dass sie auf meiner Papierkarte nicht mehr drauf sind, dann ist es meist auch schwierig mit dem elektronischen Kartenmaterial zu arbeiten. Das „Verschieben“ und „Scrollen“ auf dem kleinen Display ist mir dann zu umständlich.

Blick vom Askey in Richtung Nordhelle

In solchen Fällen zücke ich gerne mal meinen herkömmlichen Kompass und peile das Objekt an. Ich notiere mir dann meinen Standort und in welcher Richtung das Objekt liegt (z.B. in 286°). Zu Hause nutze ich dann die „Lineal-Funktion“ von Google-Earth Pro und ziehe einfach eine Linie von meinem Standort in dem zuvor notierten Winkel. Das geht mit dem Lineal-Tool super simpel.

Lineal-Funktion in Google Earth. Blick vom Askey zur Nordhelle.

Danach kannst Du bequem hineinzoomen und schauen, was sich alles auf der Linie befindet. Ruckzuck hast Du dann auch das gesuchte Objekt gefunden und kannst Entfernung, Höhenprofil und weitere Informationen ablesen…

Mein Fazit zum Kompass

Für mich ist der Kompass ein Ausrüstungsgegenstand den ich auf meinen Wanderungen normalerweise zwar nicht zwingend benötige, aber dennoch fast immer dabei habe. Denn er macht Spass!

Und wenn Du Dich nun wunderst, warum ich gar nichts dazu geschrieben habe, wie Du einen Kompass benutzt… Das haben andere bereits perfekt beschrieben. Eine ganz tolle und umfassende Beschreibung findest Du beispielsweise im „Handbuch Orientierung“ von Frank Liebau. Das Handbuch kannst Du kostenlos als PDF hier herunterladen.

Und jetzt viel Freude draußen!

4 Antworten auf „Braucht man heutzutage noch einen Kompass?“

    1. Hallo Andy, das sind zwei verschiedene Kompasse auf den Bildern. Auf dem ersten Bild ist ein „K+R Spiegelkompass Alpin“ zu sehen. Auf den weiteren Bildern ein günstigerer Peilkompass von Decathlon. Das müsste ein „Quechua C5-00“ sein. Letzterer ist aber m.W. gar nicht mehr erhältlich. Zufrieden bin ich aber mit beiden. Wobei ich tatsächlich den günstigeren von Decathlon häufiger nutze, da er wesentlich besser ablesbar ist.
      Viele Grüße
      Thomas

      1. Ja, der Quechua gefällt mir weil er eine schwebende (drehende) Kompassrose hat.
        •Misst der Quechua genau so gut wie der andere?
        •Wie tust du dir mit der Linse beim Ablesen der Werte?

        1. Unterschiede im Meßergebnis konnte ich noch nicht feststellen. Aufgrund der feineren Einteilung beim Quechua und durch die Vergrößerung durch die Linse lässt er sich aber genauer ablesen. Wobei in der Praxis für den „normalen Hausgebrauch“ aber m.E. eine Abweichung von 2-3 Grad nicht wirklich relevant ist.

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