An diesem Wochenende habe ich eine Nacht bei 0 Grad Celsius in der Hängematte im Wald verbracht. Wie es dazu gekommen ist und ob ich gefroren habe, das erfährst Du heute in diesem Beitrag. Nachts alleine im Wald? Ganz alleine war ich nicht. Das wusste ich vorher aber noch nicht…
Ein ordentlicher Dreijahreszeiten-Schlafsack
Meine Ausrüstung für Outdoor-Touren hat sich im Laufe der letzten Jahre sukzessive erweitert und an meine Bedürfnisse angepasst. Eigentlich war alles genau so, wie ich es gut gebrauchen konnte. Und dann hatte ich aber vor einigen Monaten ein Problem – Genauer eigentlich nur ein Luxusproblem: Ich bekam zu einem persönlichen Anlass von meinen Arbeitskollegen einen Geschenkgutschein vom ortsansässigen Sport- und Outdoor-Händler. Das war natürlich nicht wirklich ein Problem, aber ich wusste überhaupt nicht, wofür ich diesen einlösen sollte… Ich hatte ja alles und es war alles perfekt. So hing der Gutschein nun ein paar Monate an meiner Pinwand und schaute mich täglich an…
Seit zwei Wochen hängt der Gutschein aber nun nicht mehr da…
Ich bin ja häufiger draußen unterwegs. Auch eine Übernachtung im Wald ist für mich nichts Neues. Aber bisher habe ich meine Mehrtagestouren immer in den wärmeren Monaten im Sommer gemacht und musste daher an meine Übernachtungsausrüstung keine großen Ansprüche stellen. Ein günstiger Schlafsack vom Discounter für circa 15 Euro hat mir über Jahre hinweg dazu gute Dienste geleistet.
Ja! Das ist es! Jetzt wusste ich, wofür der Gutschein gut sein sollte: Ein ordentlicher Dreijahreszeiten-Schlafsack muss her! Nach ein wenig Recherche im Internet fiel meine Wahl auf den Deuter Exosphere -6°. Also ab in den Laden und bestellt… Seit einer Woche habe ich ihn nun „in den Händen“.
Eine passende Gelegenheit – Nacht im Wald bei 0 Grad Celsius!
Nun lächelte mich also seit ein paar Tagen nicht mehr der Gutschein von der Pinnwand an, sondern ein neuer Schlafsack vom Schrank. Die Lust ihn auszuprobieren wuchs sehr schnell. Da kam der Wetterbericht für dieses Wochenende ja wie gerufen…
Temperaturen in der Nacht um den Gefrierpunkt und nur wenig Niederschlag. Bingo! Genau das, was ich brauche um den Schlafsack auszuprobieren.
Der Schlafsack hat eine „Komfort-Limit-Temperatur“ von -6 Grad Celsius. Das ist die Temperatur bei der ein „durchschnittlicher Mann“ noch komfortabel schläft. Diese Angaben sind standardisiert in der Norm EN13537. Da ich natürlich nicht weiß, ob mein individuelles Kälteempfinden genau so ist, wie bei dem „Durchschnitt“, ist auch die „Komfort-Temperatur“ des Schlafsackes als weitere Größenangabe für mich interessant. Bei dieser Temperatur schläft eine „durchschnittliche Frau“ noch komfortabel. Die Komfort-Temperatur des Schlafsackes liegt bei 0 Grad.
Da ich eigentlich nicht schnell friere, denke ich, dass meine persönliche Grenze für den Schlafsack irgendwo in den Minusgraden liegt. Aber zum Testen fangen wir mal langsam an…. Eine Nacht im Wald bei 0 Grad wartet auf mich!
Rucksack gepackt und los geht es in den Wald…
Der Rucksack ist schnell gepackt und auch das Ziel ist klar. Es sollte keine längere Tour werden, sondern nur ein Übernachtungstest in vertrauter Umgebung. Gegen 18:00 Uhr geht es los. Mit dem Auto zu einer Parkmöglichkeit, von der ich mein eigentliches Ziel zu Fuß in wenigen Kilometern erreichen kann. Ein Platz im Wald, an dem ich bereits bei früheren Touren meine Hängematte gespannt habe…
Unterwegs lächelt mich dann noch der mir vertraute Waldschrat auf dem Veischeder Sonnenpfad an…
Hängematte aufhängen und Tarp spannen
An meinem Ziel angekommen, hängt in wenigen Minuten die Hängematte da wo sie hängen soll.
Da der Wetterbericht auch ein wenig Niederschlag vorausgesagt hat, kommt noch das Tarp als Regenschutz dazu. Abgespannt als „A-Frame“. Schlafsack in die Hängematte und der Rucksack auf die ausgebreitete BW-Faltmatte unter die Hängematte. Das Lager steht. Die Nacht im Wald bei 0 Grad kann kommen…
Die Nacht kann kommen – Ich bin nicht alleine im Wald
Nach Einbruch der Dämmerung habe ich es mir im Schlafsack gemütlich gemacht…
Außer leichtem Vogelgezwitschere herrscht Stille. Zwischendurch mal ein schreckendes Reh. Plötzlich gibt es einen ordentlich lauten Knall… Ein Gewehrschuss. Nicht wirklich weit entfernt. Es ist von Vorteil, wenn man das Gebiet in dem man lagert kennt. Ich kenne mich hier aus und weiß wo in der Nähe Hochsitze stehen und wohin sie ausgerichtet sind. Daher habe ich aufgrund der Lautstärke und Richtung des Knalls eine Vermutung wo der Jäger im Ansitz dem Wild auflauert. Da ich nicht in der Schussrichtung des Jägers liege und weit genug entfernt bin, um dem Jäger nicht seinen Jagderfolg zu vermiesen, soll es mich nicht weiter stören, dass wir heute Nacht zu zweit im Wald sind. Ich mache mich aber darauf gefasst, in der Nacht durch weitere Schüsse geweckt zu werden…
Eine Nacht im Wald bei 0 Grad – kuschelig warm und ruhig
In der Nacht habe ich keinen weiteren Schuss des Jägers gehört. Insgesamt ist die Nacht ruhig. Gegen 23:20 Uhr muss ich einmal aufstehen, die Blase drückt. Hier ist meine Empfehlung an Dich: Wenn Du pinkeln musst, dann erledige es sofort. Es ist zwar ein wenig ungemütlich, sich aus dem schönen kuschelig warmen Schlafsack in die Kälte heraus zu begeben… Aber Aufschieben bringt nichts! Du musst sowieso raus. Je eher Du gehst, umso schneller kannst Du wieder entspannt weiterschlafen!
Gegen 5:00 Uhr bin ich nochmal wach. Es regnet. Eine gute Entscheidung, dass ich das Tarp aufgespannt habe. Ich liebe es, wenn der Regen auf die Plane prasselt und ich selbst darunter liege, dem Regen lausche und dabei trocken bleibe. Es regnet aber nur kurz. Vielleicht bin ich aber auch nur einfach schnell wieder eingeschlafen…
Kaffee am nächsten Morgen
Der neue Schlafsack hat sich in der Testübernachtung bestens bewährt. Nach einer durchweg angenehmen und warmen Nacht im Wald bei 0 Grad Außentemperatur gibt es am nächsten Morgen noch einen Kaffee, bevor ich dann den Nachhauseweg antrete. Natürlich nicht ohne zuvor den Platz wieder so zu verlassen, wie ich ihn vorgefunden habe…
Auf dem Weg zurück zum Auto komme ich am Hochsitz vorbei. Den Hochsitz, den ich in der Nacht zuvor im Verdacht hatte. Der Jäger sitzt dort noch im Ansitz. Vielleicht war seine Nacht nicht so erfolgreich wie meine…
Viel Freude draußen und bleibt gesund!