Vielleicht ist Dir bei einer Wanderung durch den Wald schon mal aufgefallen, dass mittlerweile ungewöhnlich viele Bäume beim Fällen sehr weit oben abgesägt werden und mehrere Meter hohe Baumstümpfe (Hochstümpfe) stehen bleiben.
Du fragst Dich, was das soll? Das erfährst Du in meinem heutigen Beitrag…
Warum werden die Bäume so weit oben abgesägt?
Du weißt, die meisten Wälder in Deutschland sind Wirtschaftswälder und werden forstwirtschaftlich genutzt. Erntereife („hiebreife“) Bäume fällt der Waldeigentümer und er verkauft das Holz. Was bewegt jetzt aber einen Eigentümer dazu, beim Fällen einen sehr großen Teil des Baumes einfach (ungenutzt) stehen zu lassen und den Baum sehr weit oben abzusägen?
Es ist ja auf den ersten Blick schon fragwürdig, warum jemand auf das Geld des Verkaufes von nicht unerheblichen Teilen seines Baumes verzichtet.
Des Rätsels Lösung ist sehr simpel… Der Anreiz dazu ist auch wiederum Geld. Denn Du erhältst als Waldeigentümer in vielen Bundesländern in Deutschland dazu eine staatliche Förderung.
Warum fördert die öffentliche Hand das? Wem nutzen stehende Hochstümpfe?
Aus abgestorbenen Bäumen oder Baumteilen, sogenanntem „Totholz„, entstehen wertvolle neue Lebensräume für Pflanzen, Pilze und Tiere. Das Ganze dient also letztlich dem Arten- und Naturschutz.
Die Anreicherung eines Waldes mit Totholz ist ein wichtiger Aspekt einer ökologischen nachhaltigen Forstwirtschaft. Du kannst neben der passiven Anreicherung (=abgestorbene Bäume bleiben einfach im Wald) Totholz auch gezielt aktiv anreichern.
Ein sehr wichtiges Totholzelement in bewirtschafteten Wäldern ist das stehende Totholz. In Urwäldern macht dies rund ein Drittel der Totholzbiomasse aus und hat eine besonders hohe Bedeutung für das Ökosystem.
Vor allem kräftiges stehendes Totholz mit einem Durchmesser von ≥ 50 cm ist für den Erhalt von Biodiversität, insbesondere auch für Insekten und Vögel, besonders wertvoll.
Strategien zur Integration von Totholz
Die staatlichen Forstbetriebe haben bereits Anfang der 2000er Jahre die naturschutzfachliche Bedeutung von Totholz erkannt. Daher haben sie bereits früh die ersten Strategien zur Integration von Totholz in Wirtschaftswälder entwickelt.
Eine dieser Strategien ist das gezielte Anlegen von Hochstümpfen. Hochstümpfe sind stehende tote Bäume ohne Baumkrone. Das kannst Du simpel realisieren, indem Du beim Fällen des Baumes einfach einen sehr hohen Stamm stehen lässt.
Dadurch kannst Du als Waldeigentümer den Totholzanteil in deinem Wald bereits im Rahmen der maschinellen Holzernte sehr rasch anheben. Die Natur erledigt dann den Rest.
Vorteile der Hochstubben für die Wiederbewaldung
Die Hochstümpfe, auch Hochstubben genannt, haben aber auch noch weitere Vorteile für den Waldeigentümer. Gern werden bei der Aufforstung die jungen Forstpflanzen unmittelbar in der Wurzelachsel am Stumpf gesetzt. Dabei wählt der Forstwirt die örtliche Wetterseite des Stammes. „Stockachselpflanzung“ nennt die Forstwirtschaft diese Vorgehensweise.
Bei der Stockachselpflanzung profitiert die junge Pflanze vom Schutz des Stubben. Auch zusätzliches Wasser erhält der Nachwuchs, wenn es am alten Stubben herunterläuft.
Im Hochgebirge, beispielsweise in der Schweiz, dient das Stehenlassen von größeren Stümpfen zudem auch noch dem Lawinenschutz.
Viel Freude draußen!