Wo finde ich Pilze? – Ein Abenteuer zwischen Moos, Mulch und Mythen

Du stehst mit einem leeren Korb im Wald, schaust auf den Boden – nichts. Nur ein paar Blätter, ein schiefes Stöckchen und ein Rehschädel, der Dich mitleidig ansieht. Willkommen in der Welt der Pilzsuche!

Wie Du den Pilzen mit ein bisschen Wissen, Geduld und Spaß erfolgreich auf die Spur kommst, das erfährst Du in meinem heutigen Artikel!

Rehgehörn mit Schädel auf dem Waldboden. Symbolbild für eine erfolglose Suche nach Pilzen. Wo finde ich Pilze?

Kleines Pils-Gedankenexperiment (ja, das „s“ ist kein Rechtschreibfehler)

Ein kleines Gedankenexperiment. Stell Dir vor Du gehst durch eine Straße in Deiner Stadt und bist auf der Suche nach einer Person von der Du weißt, dass sie liebend gerne Pils trinkt. In dieser Straße gibt es ein Café, eine Eisdiele, eine Pizzeria, einen Irish Pub, eine kleine Kneipe und zwei Modegeschäfte. Wenn Du diese Person nun zügig suchen musst – wo suchst Du zuerst?

Vielleicht hast Du Dich für die kleine Kneipe entschieden. Warum? Weil Du davon ausgehen könntest, dass die Person am wahrscheinlichsten dort sein wird. Dort könnte sie Pils trinken. Wenn es jetzt Mittagszeit ist, dann könntest Du Dich vielleicht aber auch für die Pizzeria entschieden haben. Dort könnte sie Pizza essen und Pils trinken. Oder vielleicht doch der Irish Pub? Als Biertrinker mal eine andere Sorte probieren?

Du merkst schon, dass es keine eindeutige Antwort darauf gibt, wo die Person zu finden ist. Aber Du kannst die Wahrscheinlichkeit sie zu finden erhöhen, indem Du genau an den Orten nachschaust, wo sie sich am „wohlsten“ fühlt. Also ein „typischer Aufenthaltsbereich„. Das nennt sich in der Biologie Habitat.

Zwei schöne Fliegenpilze am Wegesrand im Gras.

Wo finde ich Pilze – Welche Ansprüche haben Pilze an ihr Habitat?

Ganz grundlegend gibt es erstmal für alle Pilze zwei zwingende Voraussetzungen um wachsen zu können:

  • Feuchtigkeit
  • Wärme

Beides muss vorhanden sein. Du wirst weder in der Antarktis bei viel Wasser und wenig Wärme erfolgreich auf Pilzsuche gehen, noch in der Wüste bei viel Wärme und wenig Feuchtigkeit.

Und wie jeder andere Organismus auch, benötigt der Pilz „Nahrung“ und verstoffwechselt

  • organisches Material.

Es gibt unter den Pilzen Arten, die sich auf ganz bestimmtes organisches Material spezialisiert haben. Dies ist ein entscheidender Punkt bei der erfolgreichen Suche nach Pilzen. Denn wenn Du eine bestimmte Pilzart suchst, dann wirst Du sie auch nur dort finden, wo sie ihre (bevorzugte) Nahrung findet.

Wo finde ich Pilze? Strategien um erfolgreich Pilze zu finden

Strategie 1: Suche nach einer bestimmten Pilzart – individuelle Habitatsansprüche

Wenn Du eine bestimmte Pilzart suchst, dann informiere Dich vor der Suche über ihre individuellen Ansprüche an das Habitat. Wenn Du beispielsweise auf der Suche nach dem Judasohr (Auricularia auricula-judae) bist ( …von diesem Pilz habe ich Dir -> hier <- schon einmal berichtet… ), dann solltest Du wissen, dass er nahezu immer an abgestorbenem Holunder wächst und sich von dessen Material ernährt. Es macht also bei der Suche nach Judasohren für Dich Sinn nur dort zu suchen, wo auch Holunder wächst.

Einige Pilzarten (sogenannte Mykorrhiza-Pilze) gehen mit bestimmten Baumarten eine Symbiose ein und haben dabei bevorzugte oder manchmal sogar ausschließliche Mykorrhiza-Partner. Beispielsweise Birkenröhrlingen mit Birken, Fichtenreizker mit Fichten oder Goldröhrlinge mit der Europäischen Lärche. Das im vorherigen Abschnitt erwähnte Judasohr ist im Übrigen kein Mykorrhiza-Pilz, sondern ein Saprobiont. Er lebt nicht in „Partnerschaft“ mit dem Holunder, sondern zersetzt diesen. Aber um diese Details musst Du Dir bei der Suche keine Gedanken machen. Da reicht es zu wissen, dass eine „Bindung“ zu einer bestimmten Baumart vorhanden ist.

Darüber hinaus gibt es Vorlieben zu bestimmten Arten von Böden, Stickstoffgehalt, Säuregrad, etc. Hier können „Zeigerpflanzen“ ganz hilfreich sein, die Dir Rückschlüsse auf den jeweiligen Boden geben können.

Strategie 2: Suche keine Pilze, sondern geh einfach raus in die Natur

Hört sich komisch an. Ist aber meine bevorzugte Strategie. Ich gehe beim Wandern einfach mit offenen Augen durch möglichst viele unterschiedliche Habitate und sobald ich einen Pilz sehe, dann versuche ich diesen zu bestimmen. -> Buchtipp *) <-

Mit der Zeit bekommst Du dann einen Blick dafür, wo welche Pilze wachsen. Und das kann auch kleinräumig durchaus sehr unterschiedlich sein. Im vergangenen Jahr noch erlebt: Ich bin auf einem Weg durch ein Tal im Wald gegangen. Auf der einen Seite des Weges gab es alle paar Meter Pilze, auf der anderen Seite des Weges hingegen gar nichts. Auf die eine Talseite hat die Sonne mehr geschienen, auf der anderen Seite war es feuchter.

Das Schöne an dieser Strategie ist: Wenn mal nichts im Korb (oder Baumwollbeutel) gelandet ist, dann ist das nicht schlimm. Du warst ja nicht Pilze suchen 😉

Tipp für Für Anfänger: Wenn es ordentlich geregnet hat, dann ist nach ein paar weiteren sonnigen Tagen ein Nadelwald mit Moosbewuchs am Boden ein guter Ausgangspunkt für eine erste Suche nach Pilzen.

Fazit

Jegliche Mythen, dass das Wachstum von Pilzen von Geistern beeinflusst wird, kannst Du getrost überhören. Es gibt schon wissenschaftliche Erklärungen. Aber manchmal wirst Du schon das Gefühl bekommen, dass Pilze „Geheimagenten“ sind. An der Stelle wo heute einer steht, da stand gestern noch keiner. Oder doch?

Viel Freude draußen!

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