Der exotische Mu-Err-Pilz – oder doch ein Judasohr?

Ich liebe die chinesische Küche. Die italienische Küche auch. Eigentlich esse ich grundsätzlich gerne 😉 Darum soll es aber heute gar nicht gehen. Vielmehr möchte ich Dir einen Pilz vorstellen: Den Mu-Err-Pilz. Diesen Pilz mit seinem exotischen asiatischen Namen hast Du bestimmt bereits in der chinesischen Küche einmal gesehen oder bereits gegessen, falls Du asiatisches Essen magst. Warum der Mu-Err-Pilz eigentlich gar nicht so exotisch ist, das erfährst Du in diesem Beitrag…

Mu-Err-Pilz (Judasohr) am Holunderast

Der exotische Mu-Err-Pilz

Den Mu-Err-Pilz kannte ich schon ewig. Ich kann mich gut daran erinnern, dass ich bereits in meiner Kindheit bei meinen Eltern ein asiatisches Gericht mit dem Namen „Chop-Suey“ ziemlich gerne gegessen habe. Da waren, neben Bambussprossen und Mungbohnenkeimlingen, auch die exotischen Mu-Err-Pilze drin.

Diese Pilze sind anders, als die hier so „üblich“ bekannten Pilze. Sie haben kein „Waldpilzaroma“, wie beispielsweise Steinpilze oder Pfifferlinge, sondern sind eher ein wenig geschmacksneutral. Auch die Konsistenz der Pilze ist anders. Eher „knorpelig“ fest, ein wenig lederartig. Du findest diese Pilze trotz ihres eher milden und unscheinbaren Geschmacks sehr häufig in asiatischen Gerichten.

Judasohr am Holunderast. Der Mu-Err-Pilz der asiatischen Küche...

Das Judasohr am Holunder

Dass der Mu-Err-Pilz gar nicht so exotisch ist, wissen viele gar nicht. Du findest diesen Pilz (*genaueres zur Art füge ich am Ende des Artikels an) tatsächlich auch in ganz Europa. Er wird auch Judasohr, Black Fungus oder Ohrlappenpilz genannt. Manchmal findest Du auch die Bezeichnung Holunderpilz. Letztgenannte Bezeichnung führt Dich auch auf die richtige Spur, wo Du diesen Baumpilz am ehesten finden kannst: An alten Holunderstämmen und Ästen des Holunders. Manchmal auch bei einigen anderen Baumarten. Der Pilz ernährt sich als Schwächeparasit von abgestorbenem Holz. Du findest ihn ganzjährig am Totholz.

Schau Dir den Holunder einmal an, wenn er Früchte trägt (…hier Bilder der noch nicht ganz ausgereiften Holunderfrüchte aus September…) und merke Dir, wie das Holz des Holunders aussieht. Du wirst ihn dann auch in den Wintermonaten erkennen und den Pilz eher entdecken…

Der Mu-Err-Pilz eignet sich perfekt zum Trocknen

In den wärmeren Sommermonaten oder bei wenig Niederschlag kann der Pilz eintrocknen. Sobald es wieder feuchter wird, nimmt sich der Pilz die Feuchtigkeit wieder und quillt auf ein Vielfaches der eingetrockneten Größe auf. Du kannst den Mu-Err-Pilz das ganze Jahr über sammeln, auch im eingetrockneten Zustand. Zum Trocknen eignet sich der Pilz aufgrund seiner Eigenschaften somit auch perfekt. In diesem Zustand kannst Du ihn dann auch in jedem Asia-Laden kaufen. „Frisch“ findest Du ihn eher nirgendwo (… außer in der Natur am Holunder 😉 ).

Vor der Zubereitung quellen lassen

Da Du den Pilz am besten im trockenen Zustand kaufen oder lagern kannst, muss er vor der Zubereitung zunächst erst wieder quellen. Dazu legst Du ihn einfach in einen Teller mit Wasser… oder aber noch besser in Feuchtigkeit, die bereits einen „eigenen“ Geschmack hat. Du kannst beispielsweise in das Wasser noch etwas Soja-Soße geben. Dann nimmt der Pilz diesen Geschmack ebenfalls gut auf. Wie gesagt, der Pilz selbst hat wenig Eigengeschmack, sorgt aber in den Gerichten aufgrund seiner Konsistenz für ein „gutes Kaugefühl“.

Gesund ist er natürlich auch… 😉 Er enthält neben Magnesium, Calcium, Kalium, Eisen, Phosphor und Silizium unter anderem auch noch Vitamin B1 sowie hochwertiges pflanzliches Eiweiß.

Mit Flüssigkeit aufgequollene Mu-Err-Pilze auf einem Teller.

Wie bereite ich die Mu-Err-Pilze zu?

Dieser Pilz eignet sich weniger als Hauptbestandteil einer Mahlzeit, sondern aufgrund des milden Geschmacks eher als Beimengung zu weiteren geschmacksintensiven Zutaten. Neben den vielfachen Variationen in der asiatischen Küche habe ich einmal etwas anderes ausprobiert:

Mit ein wenig Zwiebeln gebraten, gewürzt mit Pfeffer, Salz und Knoblauch. Und dann mit Bergkäse und Tomaten auf Toast überbacken… Auch lecker!

Das Judasohr (Mu-Err-Pilz) auf Toast mit Käse und Tomate angerichtet.

Viel Erfolg beim Suchen und Ausprobieren von eigenen Kreationen… Guten Appetit!


Gibt es nicht doch einen Unterschied zwischen Judasohr und Mu-Err?

Hier noch der Vollständigkeit halber ein Hinweis für Pilzprofis und alle, die es noch genauer wissen möchten: Das Judasohr trägt den wissenschaftlichen Namen „Auricularia auricula-judae“. Diese Art findest Du weit verbreitet in Europa am Holunder.

„Mu Err“ (auf Deutsch übersetzt „Wolkenohr“) ist keine wissenschaftliche Bezeichnung einer einzigen Pilzart, sondern ein Trivialname, der im asiatischen Raum allgemein für die Gattung „Auricularia spec.“ verwendet wird. Sehr häufig ist damit die in tropischen und subtropischen Regionen häufiger verbreitetere Art „Auricularia polytricha“ gemeint. Aber auch „unsere“ Auricularia auricula-judae findest Du dort als „Mu Err“. Diese werden dort in großen Betrieben für den Verkauf gezüchtet.

Wenn Du im hiesigen Asia-Handel also „Mu Err“ kaufst, hilft nur ein Blick auf das Etikett, wenn Du wissen möchtest, um welche Art es sich genau handelt. In der Regel ist das dem Käufer aber auch egal, da die Pilzarten „Auricularia spec.“ von der kulinarischen Verwendung nicht, oder zumindest sehr schwer, zu unterscheiden sind.

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