Wenn draußen die Sonne scheint und es „schönes Wanderwetter“ ist, dann ist mein Rucksack zügig gepackt und es geht verdammt schnell los auf Tour. Ist es draußen regnerisch und trübe, dann ist die Motivation zu starten nicht ganz so groß. Geht es Dir auch so? Und wie ist es im Winter? Wie sich eine Wanderung im Winter von einer Tour im Sommer unterscheidet, das erfährst Du in diesem Beitrag…
Bei mir hängt die Motivation, eine Wanderung zu beginnen, stark von der Witterung ab. Ich habe mir deshalb angewöhnt, einfach loszugehen. Ganz egal, wie das Wetter draußen ist. Sobald Du einmal den „inneren Schweinehund“ überwunden hast und unterwegs bist, dann macht auch eine Tour im Regen Spaß. Oder halt im Schnee. Das war schon mal ein versteckter Tipp 😉
Aber was unterscheidet eine Tour im Winter eigentlich von einer Tour im Sommer?
Tipp 1: Im Winter ist es kälter als im Sommer 😉
Damit verrate ich Dir wohl wahrlich kein Geheimnis. Aber warum erwähne ich dann eine solche Banalität? Weil es tatsächlich wichtig ist. Eine der Temperatur angepasste Kleidung lässt nicht nur die Tour „komfortabler“ werden, wenn Du nicht frierst…
Im Notfall ist das durchaus lebenswichtig, um nicht dem Tod durch Unterkühlung ins Auge zu sehen. Vielleicht dauert Deine Tour ja unerwartet plötzlich länger, weil Du Dich verletzt hast, oder vom geplanten Weg abgekommen bist. Zum Thema „Verlaufen im Wald“ habe ich übrigens hier auch noch einige Informationen für Dich.
Perfekt eignet sich bei Kleidung grundsätzlich das „Zwiebelprinzip“. Mit mehreren Lagen unterschiedlicher Kleidung kannst Du auch während der Tour Deine Kleidung der Temperatur anpassen. Wird es Dir warm, ziehst Du Dir die oberste Kleidungsschicht aus. Wird es Dir kühler, ziehst Du sie Dir wieder an.
Zur Wahl der Bekleidung möchte ich Dir gar keine Empfehlungen geben. Dazu findest Du bei Bedarf Tipps noch und nöcher im Netz. Wovon ich aber mittlerweile wirklich begeistert bin, ist eine bestimmte Art von Handschuhen: Fäustlinge, die man zu fingerlosen Handschuhen aufklappen kann:
Diese Art von Handschuhen haben sich mittlerweile schon über ein paar Jahre bei mir in der Praxis bewährt. Sie halten schön warm und Du kannst Sie flott aufklappen und dann perfekt beispielsweise Dein Smartphone bedienen.
Tipp 2: Du bist bei einer Wanderung im Winter langsamer unterwegs als im Sommer
Errechne mal im Sommer die Geschwindigkeit, die Du bei einer Wandertour gelaufen bist. Und dann mach das Ganze im Winter nochmal. Du wirst feststellen, dass Du im Winter wesentlich langsamer unterwegs bist. Wenn im Sommer 4-5 km/h ziemlich einfach zu erreichen sind, dann sind es im Winter eher 3 km/h. Es kostet Dich mehr Kraft und teilweise musst Du vorsichtiger gehen, da der Boden glatter sein kann…
Die langsamere Geschwindigkeit solltest Du in Deine Tourenplanung mit einbeziehen. Nicht dass Du am Ende von der einsetzenden Dämmerung überrascht wirst…
Tipp 3: Im Winter sind die Tage kürzer als im Sommer
Aufgrund der Neigung der Erdachse sind die Tage im Winter kürzer als im Sommer. Sprich: Es wird später am Tag hell und früher wieder dunkel. Darauf solltest Du eingestellt sein. Ich habe vorsorgehalber immer eine Taschenlampe im Rucksack. Auch wenn ich davon ausgehe, dass ich vor Sonnenuntergang wieder von meiner Tour zurück bin.
Mehrtagestouren mit einer Übernachtung unter freiem Himmel (oder auch im Zelt) sind im Winter ungünstiger, da Du wesentlich mehr „dunkle“ Stunden am Tag überbrücken musst. Sich alternativ bereits nach Sonnenuntergang schlafen zu legen, ist irgendwie doof, wenn die Sonne bereits um 17.00 Uhr untergeht 😉
Tipp 4: Dein Risiko für waldtypische Gefahren ist bei einer Wanderung im Winter durch Schneebruch höher…
In Deutschland darfst Du den Wald zum Zwecke der Erholung frei betreten. Du tust das aber auf eigene Gefahr. Die sogenannten „waldtypischen Gefahren“ sind dabei dann Dein eigenes Risiko. Es könnte Dir beispielsweise ein Ast auf den Kopf fallen, der von einem Baum abbricht.
Auf solche Gefahren musst Du Dich zwar ganzjährig immer einstellen, aber im Winter steigt dieses Risiko. Denn sobald die Äste eines Baumes noch eine zusätzliche Schneelast tragen müssen… Und wenn es dann auch noch abwechselnd taut und das Wasser anschließend wieder an den Ästen gefriert… und dann schneit und wieder taut… und wieder gefriert… Dann kommt schon einiges an zusätzlichem Gewicht dazu. Dann kann ein Ast durchaus abbrechen (=Schneebruch).
Tipp 5: Du siehst nicht was unter der Schneedecke ist…
Eine schöne glatte weiße Schneedecke kann bei einer Wanderung im Winter trügerisch sein. Wenn Du eine ganz ebene Oberfläche findest, die mit Schnee bedeckt ist, dann solltest Du vorsichtig sein. Rechne damit, dass sich darunter Wasser befindet. Wenn nur die Oberfläche des Wassers gefroren ist, dann kann es ungemütlich werden, wenn Du drauf trittst 😉
Natürlich können sich auch immer ganz andere Dinge unter Schnee befinden… Steine, Wurzeln, Hinterlassenschaften von Hunden oder anderen Tieren… 😉
Viele Wanderer schwören in den Sommermonaten auf das Wandern mit leichten Laufschuhen. Zumindest für die Wintermonate empfehle ich Dir aber eher „klassische“ Wanderschuhe mit hohem Schaft. Warum, das kannst Du Dir jetzt denken.
Tipp 6: Dein Kalorienbedarf ist auf einer Wanderung im Winter größer als in den übrigen Jahreszeiten
Das mag für eine Tageswanderung noch total egal sein. Bist Du aber mehrere Tage unterwegs, dann lohnt es sich, darüber nachzudenken. Denn wenn Du autark unterwegs bist, bist Du auf das angewiesen, was Du an Proviant dabei hast. Denn Beeren, Früchte und sonstige „Naschereien“ findest Du bei einer Wanderung im Winter unterwegs nicht am Wegesrand.
Tipp 7: Du musst Dir weniger Gedanken um Wasser machen als im Sommer…
Um das Thema „Trinken“ musst Du Dir im Gegensatz zum „Essen“ weniger Gedanken machen. Zum einen ist eine ganze Menge Wasser bereits um Dich herum in Form von Schnee verfügbar. Zum anderen führen auch die Quellen, die im Sommer versiegt sind, wieder Wasser. Da das Wasser aus den Quellen auch im Winter mit nur geringfügig geringerer Temperatur als in den übrigen Jahreszeiten aus dem Untergrund hervorplätschern, besteht auch keine Gefahr, dass eine Quelle „eingefroren“ sein könnte.
Tipp 8: Im Winter gibt es mehr sichtbare Spuren im Schnee…
Bei einer Wanderung im Winter stößt Du unweigerlich auf Spuren im Schnee. Das ist zum einen gut, denn Du kannst sofort erkennen, wie „überlaufen“ ein Weg ist. Oder wo der Weg überhaupt ist. Falls Du Deine Ruhe haben möchtest, dann schlägst Du eher keine Wege mit viele Spuren ein…
Darüber hinaus kannst Du auch einfach interessante Spuren von Tieren, z.B. Wildschweinen finden („Trittsiegel“, Bild rechts)
Der Nachteil ist allerdings, dass Du selbst auch leicht sichtbare Spuren im Schnee hinterlässt. Das ist ziemlich blöd, wenn man sonst gerne „querfeldein“ durch den Wald geht, um an schönen und versteckten Plätzen Pause zu machen. Dein Weg wäre bei einer Wanderung im Winter durch die Spuren sofort nachvollziehbar.
Tipp 9: Dein Pausenplatz ist bei der Wanderung im Winter bereits belegt…
Wenn Du es im Sommer einfach gewohnt bist, Dich auf eine Sitzbank zu setzen… Dann rechne damit, dass Dein Platz im Winter bereits belegt ist und Du ihn erst „freimachen“ musst. Hier ist für mich eine Mehrzweckfaltmatte der Bundeswehr sehr nützlich. Damit kannst Du den Schnee wegschieben und die Matte als Sitzunterlage nutzen.
Tipp 10: Dein Brennstoffbedarf beim Kochen ist höher…
Wenn Du Dir bei einer Tour ein warmes Essen zubereitest, oder Dir einen Tee oder Kaffee kochst, dann wirst Du merken, dass Dein Brennstoffbedarf aufgrund der niedrigeren Temperaturen höher als im Sommer ist… Habe also ausreichend Brennstoff dabei.
Eine warme Tasse Tee oder Kaffee ist auf einer Wandertour im Winter schon etwas Feines. Das bringt einen ordentlichen Motivationsschub! Hier findest Du einige Tipps zur Zubereitung von Kaffee draußen auf Tour.
Tipp 11: Manchmal ist Planung einfach unerlässlich…
Ich liebe es, durch die Wälder zu wandern. Manchmal mit einer geplanten Route und einem konkreten Ziel. Manchmal ist aber auch der Weg selbst das Ziel und ich lasse mich einfach treiben. Bei jeder Wegekreuzung nehme ich dann spontan den Weg der mir gerade gefällt. Eine Pause gibt es immer dann, wenn es irgendetwas interessantes zu entdecken gibt.
Das funktioniert in den deutschen Mittelgebirgen problemlos. Falls Du aber in anderen Gebieten, wie z.B. den Alpen unterwegs bist, dann ist eine vorherige Planung unerlässlich. Du solltest über Deine geplante Route genau informiert sein. Insbesondere über mögliche Gefahrenstellen, beispielsweise Lawinengefahren. Dann kannst Du Deine Wanderung im Winter auch genießen…
Viel Spaß draußen und bleibt gesund!