An was denkst Du zuerst, wenn Du die Begriffe Tarnung und Täuschung hörst? An Tarnnetze des Militär, Tarnkleidung bei der Jagd oder doch vielleicht ein Rehkitz im Feld?
Im heutigen Beitrag lasse ich Dich an meinen Gedanken zu den Themen Tarnung und Täuschung teilhaben. Die Begriffe Mimikry und Mimese sind Dir unbekannt? Du lernst sie heute kennen…
Vorbild Natur: Mimikry und Mimese
Auch wenn Du bei dem Wort „Tarnung“ vielleicht nicht direkt an die Natur gedacht hast… Für menschengemachte Tarnung ist das Vorbild die Natur. Wie so häufig. In der Biologie findest Du in diesem Zusammenhang zwei Begriffe: Mimikry und Mimese.
Bei der Mimese ahmt ein Lebewesen (Tier oder Pflanze) seine Umgebung nach. Es nimmt also seine Farbe oder seine Gestalt an. Es tarnt sich um vor Fressfeinden sicher zu sein. Ein besonders schönes Beispiel für Mimese bei den Tieren sind die Wandelnden Blätter. Eine Art aus der Ordnung der Gespenstschrecken.
Im Gegensatz zur Mimese stellt die Mimikry keine „Tarntracht“, sondern eine „Warntracht“ da. Das Tier passt sich hierbei nicht der Umgebung an, sondern imitiert ein anderes „wehrhaftes“ Tier. Du hast bestimmt schon einmal eine schwarz-gelbe Fliege gesehen. Sie sind schwarz-gelb, damit sie so aussehen, wie Bienen oder Wespen. Durch diese Täuschung sollen Fressfeinde abgehalten werden.
Sidefact: Wusstest Du eigentlich, dass Fliegen 1 Flügelpaar haben, Bienen und Wespen hingegen 2 Flügelpaare?
Um mich zu tarnen nutze ich „gedeckte Farben“, oder?
Um es direkt kurz zu halten: Farbe ist nicht alles. Manchmal auch gar nicht wirklich wichtig. Es geht bei der Tarnung im Allgemeinen darum, die „Signatur“ von Dir oder des zu tarnenden Objektes zu verschleiern. Die Signatur ist zusammenfassend alles das, woran das Objekt oder Du erkannt („aufgeklärt“) werden kannst. Das ist beispielsweise:
- Farbe
- Umriss / Silhouette
- Oberflächenstruktur
- Maße
- Geschwindigkeit
- Art der Bewegung / Verhalten
- Geruch
- Geräusche
- elektromagnetische Strahlung / Wärmestrahlung
Wie sich ein Jäger tarnt
Wenn sich ein Jäger im Wald vor unseren heimischen Wildtieren verbergen möchte, dann wird er darauf achten, dass der Wind seinen Geruch nicht in Richtung des Tieres weht. Er wird langsame Bewegungen machen und dafür sorgen, dass er wenig Geräusche produziert. Wildtiere können gut riechen, Bewegungen erkennen und auch gut in der Dämmerung sehen.
Zudem wird er häufig seine eigenen Umrisse mit einer entsprechenden Kleidung mit Tarnmuster verschleiern, damit er für das Tier nicht „aussieht wie ein Mensch“.
Und wenn Du Dich fragst, warum es solche Tarnkleidung für Jäger häufig in knalligem rot/orange gibt… das liegt einfach daran, dass unsere Wildtiere keine Rottöne wahrnehmen können. Eine solche Tarnkleidung in rötlicher Signalfarbe ist für andere Jäger hingegen sehr gut zu erkennbar.
Tarnung im urbanen Bereich: Gray-Man-Prinzip
Beim Prinzip des „grauen Manns“ geht es darum, dass Du durch Deine Kleidung und Dein Verhalten in der jeweiligen Situation so normal und durchschnittlich wie möglich erscheinst.
Wenn Du beispielsweise mit einer knalligen Jagdtarnweste und einem Gewehr auf dem Rücken auf einer Beerdigung in der Innenstadt erscheinst, wird sich vermutlich jeder der Dich dort sieht im Nachhinein an Dich erinnern. Trägst Du die gleiche dunkle Kleidung wie die übrigen Trauernden (…und natürlich auch kein Gewehr auf dem Rücken 😉 …) und tust das Gleiche wie die übrigen Anwesenden, dann fällst Du nicht auf und verschmilzt mit der Masse.
Um das Gray-Man-Prinzip sinnvoll anzuwenden brauchst Du auch kein post-apokalyptisches Szenario. Es gibt ganz einfache Praxisbeispiele:
- In einer aufgebrachten Menge Fußballfans der Mannschaft „A“ macht es vielleicht wenig Sinn durch sein Outfit zu zeigen, dass man selbst Anhänger der gegnerischen Mannschaft „B“ ist 😉
- Oder auch beim Geocaching: Wenn Du bei der Suche nach dem Versteck des Geocaches unauffällig in Zielnähe suchen möchtest, dann kann es hilfreich sein ein „normales Verhalten“ von übrigen Fußgängern zu imitieren. Stehenbleiben, hinknien und die Schuhbänder knoten. Oder auch etwas mit dem Smartphone fotografieren… auch das ist normalerweise sehr unauffällig.
Tarnung beim Militär
Einfache Tarnnetze oder -anstriche sind schon lange kein wirksamer Schutz mehr, nicht erkannt zu werden. Hier reicht es nicht, sich auf Farbe und Umrisse zu konzentrieren. Es müssen zeitgleich alle Arten von „Sensoren“ passiv oder aktiv getäuscht werden, da diese Daten mittels Technik problemlos zusammengeführt und ausgewertet werden können.
Eine große Bedeutung bei den Sensoren nimmt dabei Strahlung im kompletten elektromagnetischen Spektrum ein (z.B. Infrarot, Radar, Mobilfunk). Ein ganz simpler Fall: Nutzt ein Soldat sein Mobiltelefon, präsentiert er damit unmittelbar seine Position auf dem Silbertablett.
Noch Dies und Das zum Thema „Tarnung“
- Rehkitze sind nicht nur aufgrund ihrer Fellfärbung gut getarnt. Sie haben auch keinen Eigengeruch. Die Ricke (=Mutter des Kitzes) legt ihren Nachwuchs im Gras/Feld ab und sucht es nur zum Säugen auf.
- Wenn Du Dich tarnst, beachte auch Helligkeitsunterschiede. Vom Dunkeln ins Helle kann man gut sehen. Vom Hellen ins Dunkle jedoch nicht. Willst Du nicht gesehen werden, bist Du im Dunklen besser aufgehoben.
- Kleidung in waldähnlichen, gedeckten Farben ist im Wald sinnvoll. Weniger um getarnt zu sein, sondern eher aus dem „Gray-Man-Prinzip“ heraus. Insbesondere dann, wenn Du auch abseits der Wege unterwegs bist oder in rechtlichen Grauzonen.
- Manchmal ist Tarnung auch kontraproduktiv. Wenn Du nicht gerade Jäger bist, solltest Du ruhig dafür sorgen, dass Wildtiere Deine Anwesenheit frühzeitig erkennen und so dann stressfrei das Weite suchen können.
Getarnt oder ungetarnt… Auf jeden Fall viel Freude draußen!
Sehr spannend. Beim Geocaching kenne ich mich zwar aus, aber dass unser Wild Rot nicht erkennen kann und rote Tarnfarbe bei Jägern dadurch Sinn macht, das wusste ich noch nicht 🙂