Wasserversorgung beim Wandern

Heute geht es in meinem Beitrag um das Thema Wasserversorgung beim Wandern. Wieviel Wasser muss auf eine Trekking-Tour mit, woher bekommst Du das Wasser und noch einiges mehr…

Quelle in Lennestadt mit Trinkwasserqualität.

Warum benötige ich Wasser?

Dein Körper benötigt Wasser um zu überleben. Das ist Dir garantiert nicht neu 😉

Über das Blut werden wichtige Nährstoffe bis in die letzte Zelle Deines Körpers transportiert. Giftstoffe werden von dort über Flüssigkeiten wieder abtransportiert und über Deinen Stoffwechsel beim nächsten mal „Für kleine Jungs oder Mädels“ wieder aus Deinem Körper gebracht.

Falls Deine Körpertemperatur zu hoch ist, reguliert sie Dein Körper auch mit Wasser. Durch Schweiß, der auf Deiner Haut verdunstet, wird der Körper wieder auf die richtige Temperatur heruntergekühlt.

Wieviel Wasser brauche ich grundsätzlich?

Das hängt von ein paar Faktoren ab. Ganz grob kann man sagen, dass Du als Erwachsener knapp 3 Liter Wasser am Tag für die Wasserversorgung Deines Körpers benötigst. Einen großen Teil davon nimmst Du bereits über Deine (feste) Nahrung zu Dir. Die verbleibenden 1,5 bis 2 Liter Wasser pro Tag solltest Du trinken. Genauere Werte findest Du bei der Empfehlung der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung).

Wenn es draußen heiß ist, oder Du aus anderen Gründen mehr Flüssigkeit „verlierst“ (z.B. durch Schwitzen beim Sport oder bei Durchfall über den Stuhlgang), dann benötigst Du auch mal einen halben bis einen ganzen Liter mehr. Im Extremfall kann Dein Wasserversorgungsbedarf auch bei 10 Litern liegen.

Die individuelle Wassermenge, die Du benötigst, hängt insbesondere ab von:

  • der Menge Deiner körperlichen Leistung am Tag
  • der Temperatur, der Dein Körper ausgesetzt ist
  • der geografischen Höhe in der Du unterwegs bist (nur bei höheren Gebirgen)
  • Deinem Geschlecht
  • Deinem Alter
  • und Deiner Gewöhnung
Wasservorrat wird mit frisch gezapftem Quellwasser ergänzt.

Wieviel Wasser muss ich auf meine Wanderung mitnehmen?

Wenn Du jetzt eine Tageswanderung unternimmst, könntest Du ja auf die Idee kommen, einfach bevor Du los gehst, z.B. zwei Liter Wasser zu trinken und dann gar kein Wasser mehr mitzunehmen. Leider bringt Dir das nur sehr begrenzt etwas, denn Dein Körper hat keine Möglichkeit das überschüssige Wasser „für später“ zu speichern. Es wird sehr schnell wieder ausgeschieden werden. Sprich: Du musst pinkeln und nach zwei Stunden wirst Du auch wieder Durst haben.

Tipp: Sinnvoller ist es grundsätzlich auf kleine Mengen verteilt zu trinken. Wenn Dir genügend Wasser zur Verfügung steht, dann „ständig“ (z.B. über ein Trinksystem am Rucksack). Sofern Du Wasser sparen musst, dann trinke immer erst dann, wenn sich ein Durstgefühl einstellt. Dein Körper gewöhnt sich bei diesem Vorgehen daran, eine leicht zu geringe Wassermenge zu bekommen und schaltet in ein gesundheitlich unproblematisches „Sparprogramm“.

Wieviel Wasser Du auf Deine Tour mitnehmen musst, hängt zum einen von Deinem individuellen körperlichen Bedarf ab, zum anderen natürlich auch ganz stark davon, wieviel Wasser Du unterwegs bekommen kannst und wie zuverlässig diese Wasserversorgung unterwegs tatsächlich vorhanden ist. Du solltest durchaus schon einkalkulieren, dass eine Quelle auch einmal kein Wasser führt. Darüber hinaus musst Du natürlich noch das Wasser bedenken, das Du für andere Dinge (z.B. Abwasch, Körperpflege, rehydrieren von Trockennahrung etc.) benötigst.

Ich selbst habe in einem Gebiet in dem grundsätzlich eine sehr gute Wasserversorgung besteht (z.B. deutsches Mittelgebirge), auf einer Tageswanderung nur 1 Liter Wasser im Rucksack dabei. Bei einer Mehrtageswanderung zusätzlich noch einen Liter als Reserve. Ich nutze unterwegs dann jede Gelegenheit um meinen Wasservorrat wieder aufzufüllen.

Wasservorrat in einer PET-Flasche, die für Mineralwasser hergestellt wurde.

Möglichkeiten der Wasserversorgung unterwegs

  1. Trinkwasser mitnehmen (Ja, das geht 😉 Ein Liter Wasser entspricht einem Kilogramm )
  2. In Geschäften kaufen
  3. In der Gastronomie (ggf. gegen einen Obolus) auffüllen lassen
  4. An öffentlichen Einrichtungen auffüllen
  5. Wasserzapfstellen an Friedhöfen nutzen (i.d.R. ans Trinkwassersystem angeschlossen)
  6. Anwohner um Auffüllen des Wasservorrats bitten
  7. Vorher Getränkelager an der Tour anlegen. Ich schreibe hier gerade bewusst nicht „Wasserlager“. Kann beispielsweise zum Einsatz kommen um bei einer Gruppentour aus einem vorher angelegten Depot ein kühles alkoholfreies Radler hervorzuzaubern. Auf Expeditionen ist das Anlegen von Wasserlagern an Exitpoints aber durchaus gängige Praxis.
  8. Wasser aus Quellen nutzen
  9. Regen auffangen
  10. Schnee schmelzen (benötigt viel Energie!)
  11. Wasser aus Bächen / Flüssen entnehmen (ggf. aufbereiten!)
  12. Wasser aus stehenden Gewässern nutzen (Aufbereiten!)

Warum Wasseraufbereitung?

Wenn Du an Trinkwasser „aus der Leitung“ kommst, dann kannst Du Dir in Deutschland sicher sein, dass Du ein gut überprüftes Lebensmittel zu Dir nimmst. Die deutsche Trinkwasserverordnung gewährleistet eine sehr gute Qualität. Auch die Wasserzapfstellen an Friedhöfen (zum Blumen gießen) sind meistens an das Trinkwasserleitungssystem angeschlossen. Insbesondere wenn Du an der Zapfstelle kein Schild „Kein Trinkwasser“ siehst, dann kannst Du Dir da sehr sicher sein.

Damit Du Wasser trinken kannst, muss es aber nicht steril sein. Es muss nur die Anzahl der enthaltenen Keime so gering sein, dass Du nicht krank wirst. Die meisten Oberflächengewässer in Deutschland haben eine ausreichende Qualität, so dass Du das Rohwasser daraus unbehandelt trinken kannst.

Mögliche Verunreinigungen von Rohwasser

  1. Schwebstoffe/Sedimente (z.B. feine Gesteins- oder Pflanzenpartikel)
  2. Algen
  3. Bakterien
  4. Viren
  5. Chemikalien

Klares Wasser aus Quellen oder quellnahen Bächen kannst Du in Deutschlands Gebirgen bedenkenlos ohne Aufbereitung trinken.

Auch Schwebstoffe im Wasser eines Flusses sind i.d.R. ungefährlich. Trotzdem solltest Du trübes Wasser meiden. Insbesondere wenn es eine grünliche Trübung (Algen) oder einen entsprechenden Bewuchs im/am Bachbett/Flussbett gibt. Dies deutet auf einen hohen Nährstoffgehalt (z.B. durch Fäkaleintrag) im Wasser hin.

Auch Schaumbildung auf dem Wasser kann auf eine mögliche Verunreinigung hinweisen.

Einleitung von geklärtem Abwasser in den Fluss.

Es gibt aber auch natürliche Schaumbildung auf dem Wasser. Davon habe ich Dir in diesem Beitrag bereits einmal berichtet.

Bakterien und Viren im Wasser sind immer tierischen oder menschlichen Ursprungs (z.B. durch Weidetierhaltung oder Abwassereinleitung). Wenn Du damit rechnest, dass der Fluss aus dem Du Wasser entnehmen möchtest, entsprechend belastet sein könnte (weil flussaufwärts Deines Standortes beispielsweise entsprechende Weidewirtschaft betrieben wird, oder menschliche Siedlungen liegen), dann hast Du mehrere Möglichkeiten, das Wasser aufzubereiten. Am besten verzichtest Du aber einfach auf eine Wasserentnahme an dieser Stelle.

Möglichkeiten der Wasseraufbereitung auf einer Trekking-Tour

  1. Wasser abkochen
  2. Wasser mit einem Wasserfilter filtern (z.B. „Sawyer Mini“)
  3. Chemisch desinfizieren (z.B. über Wasserentkeimungstabletten wie „Micropur“)
  4. UV-Strahlung (z.B. über elektrische UV-C-Generatoren wie „Steripen“)

Diese Maßnahmen wirken gegen Parasiten und Krankheitserreger wie Bakterien und Viren. Zu Besonderheiten die Du bei der möglichen Verunreinigung des Wassers mit Blaualgen beachten musst, kannst Du in diesem Beitrag etwas erfahren.

Gegen Chemikalien wirken die zuvor dargestellten Methoden allerdings nicht. Das Risiko bezüglich Chemikalien ist in Deutschland aber nahezu nicht vorhanden. Zumindest so lange Du nicht das Grubenwasser aus einer Schwefelkiesgrube trinkst 😉

Es gibt noch weitere Möglichkeiten um Wasser aufzubereiten, z.B. Mehrwasserentsalzung über Verdunstung/Kondensieren, Umkehrosmoseanlagen. Diese haben haben aber zumindest für Deine Wanderung keine praktische Relevanz.

Viel Freude draußen!

5 Antworten auf „Wasserversorgung beim Wandern“

  1. Hallo, die Aussage das man aus Quellen und Quell nahen Bächen bedenkenlos trinken kann teile ich nicht. Ich bitte zu beachten, ob sich im Quellgebiet Landwirtschaftliche oder Industriellen Flächen befinden.Den dan kann eine eventuelle Verschmutzung des Wasser vorliegen! Ich denke man sollte falls möglich immer Filtern oder abkochen. Auffbereitungstabletten sollte man nur im Notfall benutzen. Mit freundlichen Grüßen S. Günther

    1. Hallo Stephan,
      herzlichen Dank für Deinen Hinweis. Quellen in Gebirgen sind üblicherweise komplett frei von Schadstoffen, da das Wasser auf seinem langen Weg durch die Gesteinsschichten ausreichend gereinigt wird.

      Der von Dir beschriebene Fall ist aber durchaus im Flachland möglich oder wenn die Quelle (oder ich sage mal eher „der Wasseraustritt“) nur wenige Meter über dem Meeresspiegel liegt. Dort kann das Wasser durch horizontal laufende Gesteinsschichten ggf. nur eine sehr kurze Distanz zurückgelegt und dabei Schadstoffe (beispielsweise Düngemittel aus einer angrenzenden landwirtschaftlichen Fläche) aufgenommen haben.

      Gut ist tatsächlich immer, wenn man weiß, wo das Wasser herkommt. Das ist im Gebirge einfacher. Ich persönlich (und das soll bitte jetzt nicht als allgemeingültige Empfehlung verstanden werden) filtere auch bei Bächen die nicht quellnah sind so gut wie nie. Bei Personen mit empfindlichem Magen-Darm-Trakt (zu denen ich selbst gottseidank nicht gehöre) ist das Filtern aber auch meine erste Empfehlung zur Wasseraufbereitung.

      Deinen Hinweis zu Aufbereitungstabletten teile ich im Übrigen vollständig. Ist auch neben einem gesundheitlichen Aspekt (wenn kein Notfall vorliegt) geschmacklich nicht empfehlenswert.

      Viele Grüße
      Thomas

      1. Hallo Thomas, bedenke bei Fliesgewässern immer die Möglichkeit von „Fallwild“. Ein toter Hase, Fuchs oder auch nur ein Vogel der oberhalb deiner Wasserentnahmestelle liegt kann dir Probleme bereiten. Ich denke Vorsicht ist da angebracht. Auch im Gebirge. Eine Quelle ohne Filter nutzen ja, aber Fliesgewäser nie ohne abkochen. Grüße aus dem Steigerwald

        1. Hallo Stephan,
          ja, das ist richtig. Hängt natürlich dann auch noch von weiteren Rahmenbedingungen, wie beispielsweise der Wasserdurchflussmenge ab, die für Verdünnung einer eventuellen Kontamination sorgt. Da ist ein breiter Bach mit ordentlich Wasser ggf. wieder „sicherer“, als das kleine Rinnsal in Quellnähe in dem sich ein Tierkadaver befindet. Es ist halt letztendlich immer die Frage wieviel Risiko man persönlich eingehen möchte oder muss. Bei einer „normalen“ Trekking-Tour gibt es meistens noch viele Alternativen. Wenn man auf Nummer sicher gehen möchte, dann filtern…
          Viele Grüße aus dem Sauerland!

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