Das Objektiv der Spiegelreflexkamera meiner Tochter war nach einem Sturz aus einer schwindelerregenden Höhe von circa 80 Zentimeter in die Tiefe unbeschädigt. Aber leider nur äußerlich. So meine gestrige Einschätzung als Nichtprofi in Sachen Fotografie. Aber ein technisches Verständnis, wie ein Objektiv aufgebaut ist und wie die Blende funktioniert, habe ich schon. Letztere hat es nach dem Sturz tatsächlich nicht überlebt. Die Blende war nicht mehr funktionsfähig und das Objektiv damit unbrauchbar geworden. Hier muss wohl beizeiten ein neues her… das zweite vorhandene Objektiv hatte den „Unfall“ gottseidank schadlos überstanden.
Wo ich die Kamera so in der Hand halte, reift langsam die Idee…„Ein paar Fotos machen, da hätte ich gerade auch mal wieder Lust zu.“ Da der Tag schon weiter fortgeschritten ist, muss halt ein abendliches Motiv her. Ich schaue durch meine alten Handyschnappschüsse und finde ein Foto aus 2017…
Ja! Das ist es! Mit der Spiegelreflexkamera der Tochter kann man(n) doch bestimmt gute Fotos von einem Sonnenuntergang machen…
Als nächstes dann erstmal durchs Internet gestöbert und nach Tipps zum Fotografieren gesucht. Da das Internet alles weiß, dauerte es auch nicht lange, bis ich mich als theoretischer Vollprofi zum Fotografieren von Sonnenuntergängen fühlte… Jetzt fehlte noch die Praxis. Denn ganz bewusst und gezielt einen Sonnenuntergang fotografiert, das hatte ich noch nie. Bisher sind es einfach mal Schnappschüsse gewesen, bei denen ich glücklicherweise zur richtigen Zeit am richtige Ort war und das Handy sich um den Rest gekümmert hat. Jetzt sollte es anders werden… Ich hatte einen Plan! Nein, noch nicht richtig, aber fast.
In diesem Moment riss mich eine schrille Sirene der NINA-Warn-App auf meinem Handy aus meinen Gedanken…
In dem Gefühl, dass mein Vorhaben nun zum Scheitern verurteilt ist, surfte ich noch weiter durch die Sonnenuntergangs-Fotografie-Tipps-Seiten und las, dass Sonnenuntergänge besonders farbenprächtig nach einem Gewitter oder Sturm sind – oder wenn es staubig ist. Hhhm, letzteres könnte man vielleicht irgendwann mal als Argument gebrauchen, wenn man vor der eigenen Haustür nicht fegen möchte… Gewitter, komm du ruhig! Ich kann dich gebrauchen!
Es kam aber nicht. Nach ein paar Tropfen Regen, die noch nicht mal dazu gereicht hätten, ohne Schirm nass zu werden, kam die Sonne vorsichtig zwischen den Wolken wieder hervor. Also weiter im Plan, dann muss es halt ohne Gewitter gehen. Alle Sachen zusammengepackt und so verstaut, dass nichts nass wird, sollte der Regen sich doch entscheiden, wieder zu kommen.
Ab ins Auto und selbiges auf einem nahegelegenen Wanderparkplatz abgestellt. Zu Fuß nun den Berg hoch…
Auf dem Berg dann kurz orientiert… Ihr kennt den Spruch ja: „Im Osten geht die Sonne auf, im Süden hält sie Mittagslauf, im Westen wird sie untergehen, im Norden ist sie nie zu sehen.“ Also, eine Stelle mit freiem Blick nach Westen gesucht.
Dieses mal sollte es gut werden… ich hatte ja einen Plan 😉 Also, wo geht die Sonne denn genau unter? Wenn man weiß, wo man ist, dann muss man doch mit entsprechender Mathematik, Physik und allen anderen notwendigen Wissenschaften die genaue Richtung ermitteln können… Da das Internet alles weiß, ich erwähnte es bereits, schnell mal gegoogelt und eine entsprechend kundige Information bekommen…
Also, Sonnenuntergang um 20:48 Uhr in 293°. Bingo! Da ich in meiner Wanderausrüstung auch einen Kompass habe, kommt jetzt nach der Theorie wieder die Praxis… Ich könnte natürlich einfach warten und schauen, wo die Sonne untergeht… aber so fühlt es sich einfach cooler an 😉
Jetzt die Fotoausrüstung aufgebaut und dann Warten… warten… warten…
Leider ging mein Plan aber irgendwie nicht ganz auf… Die Wolken wurden wieder dichter und dichter… Heute war wohl vielleicht doch nicht ganz der richtige Augenblick für das perfekte Foto… zumindest für mich als Fotografielegastheniker 😉
Es ist vielleicht nicht das perfekte Foto an diesem Abend entstanden… aber es war dann doch für mich eine schöne Abendrunde draußen in der Natur… eine „Experience Outdoor“ halt…
Bleibt gesund!