Wandern mit Höhenangst

Heute erfährst Du von mir etwas zum Thema Höhenangst (Akrophobie), wann sie mir draußen begegnet und wie ich damit umgehe…

Was ist Höhenangst?

Angst ist eigentlich etwas ganz Natürliches und auch eine sehr wichtige Funktion, die sich im Verlaufe der Evolution gebildet hat. Eine Schutzfunktion Deines Körpers um diesen bei Gefahr zu warnen und dafür zu sorgen, dass Du keine unnötigen Risiken eingehst. Es wird Adrenalin ausgeschüttet und Dein Körper wird dadurch in Alarmzustand versetzt. Kraft und Sinne werden geschärft, damit Du entweder „kämpfen“ oder „fliehen“ kannst.

Und was ist jetzt Höhenangst? Die Höhenangst gehört zu den Angststörungen. Hier passt das Verhältnis der Situation nicht mehr zu der Gefahr, die objektiv nur sehr gering oder sogar gar nicht vorhanden ist.

Über eine solche Situation und wie sich sich bei mir äußert, habe ich Dir in diesem Beitrag schon einmal berichtet. Einen Aussichtsturm den ich aufgrund der Höhenangst nicht hinaufsteigen konnte. Objektiv bestand natürlich keinerlei Gefahr, da der Turm schon stabil gebaut ist, Geländer vorhanden sind und ein Herunterfallen nicht möglich 😉

Höhenangst und Flugzeug

Man könnte jetzt meinen, je größer die Höhe, desto größer auch die Höhenangst. Dem ist aber nicht grundsätzlich so. Zumindest nicht bei mir.

Blick aus dem Flugzeugfenster auf Frankfurt. Höhenangst habe ich beim Blick aus dem Fenster nicht.

Mit dem Blick aus einem Flugzeugfenster habe ich keinerlei Problem.

Entweder fliegt das Flugzeug einfach so hoch, dass mein Unterbewusstsein keinen richtigen Bezug zu der tatsächlichen Höhe herstellen kann, oder es liegt daran, dass man nur weit in die Ferne schauen kann, aber nicht direkt nach unten.

Kennt jemand den Grund? Dann würde ich mich über Infos dazu freuen.

Höhenangst und Wandern im alpinen Gelände

Im alpinen Gelände benötigst Du Trittsicherheit und häufig auch Schwindelfreiheit.

Bei der Routenplanung achte ich darauf, dass möglichst keine ausgesetzten Pfade, bei denen es an einer Seite steil nach unten geht, mit in meinem Tourverlauf sind.

Trittsicherheit habe ich, aber an solchen Stellen ist auch Schwindelfreiheit erforderlich. Also Höhenangst ist dort fehl am Platz…

Auf dem Weg zum Fisserjoch
Auf dem Zwölferkopf. Hier können schonmal Symptome der Höhenangst kommen.

Manchmal lässt es sich aber auch auf „harmlosen“ Pfaden in der alpinen Höhe nicht ganz vermeiden, dass ein Blick nach unten urplötzlich die Symptome der Höhenangst hervorruft.

Für mich hat sich in diesen Situationen bewährt, mich einfach eine Weile hinzuknien oder hinzusetzen und mich mit etwas anderem zu beschäftigen.

Beispielsweise eine Blume zu fotografieren oder am Smartphone nach E-Mails zu schauen.

Wenn die Symptome der Höhenangst kommen: Hinsetzen und eine Blume fokussieren oder anders ablenken
Ein schmaler Pfad am Zwölferkopf

Die Symptome der Höhenangst verschwinden bei mir dann sehr schnell wieder und es kann weitergehen.

Nur nichts erzwingen! Wenn ich der Meinung bin, einen Weg lieber gar nicht zu gehen, dann gehe ich ihn auch nicht.

Ansonsten lasse ich mir gerne sehr viel Zeit dabei. Hinsetzen, Ausblick genießen und erst nach einer Weile weitergehen.

Gipfel in der Nähe von Serfaus Fiss Ladis

Ich denke, dass ich meiner Höhenangst am besten entgegen wirken kann, wenn ich mich ihr so oft wie möglich aussetze. Nicht „mit Gewalt“, sondern lieber häufiger und immer nur „ein wenig“. Irgendwann wird sich mein Körper wohl hoffentlich daran gewöhnen. 🙂

Hängebrücken – Der Endgegner!

Im Moment kannst Du in den sozialen Medien häufiger über den „Skywalk“ in Willingen lesen. Deutschlands längste Hängebrücke die mit 665 Metern Länge in einer Höhe von circa 100 Metern die Mühlenkopfschanze mit dem Musenberg verbindet.

Ich hätte Dir jetzt gerne hier ein selbst fotografiertes Bild des Skywalk präsentiert… kann ich aber nicht. Denn ich war bislang noch nicht dort. Ich bin mir auch sicher, dass ich (noch) nicht in der Lage wäre, über diese Brücke zu gehen. Neben der Höhe und dem ungehinderten Blick nach unten, kommt bei einer Hängebrücke ja noch dazu, dass es wackelt, wippt und vibriert… Der Skywalk ist somit quasi mein „Endgegner“ bei der Bewältigung der Höhenangst… Falls ich ihn irgendwann mal bezwinge, werde ich garantiert auch hier darüber berichten 😉

Als Ersatz gibt es hier für Dich einen Blick auf die Hängebrücke in den Kulissen des diesjährigen Stückes „Unter Geiern“ des Elspe Festival. Auf dem Bild siehst Du übrigens auch Stephan Kieper, den Pyrotechniker des Elspe Festival, der gerade die Pyrotechnik für die gewaltige Schlussexplosion vorbereitet. Wenn Dich das Thema Pyrotechnik interessiert… dazu habe ich auch in diesem Beitrag einiges Interessantes berichtet…

Hängebrücke in den Kulissen des Elspe Festival mit Stephan Kieper, der die Pyrotechnik vorbereitet.

Viel Freude draußen!

2 Antworten auf „Wandern mit Höhenangst“

  1. Hallo Thomas,
    ich habe das gleiche oder vielmehr ein sehr ähnliches Problem.
    Wandern in den Bergen oder in und am Rande von Tälern bzw. Schluchten ist ein echtes Problem für mich. Auch Aussichtstürme zu besteigen kosten mich viel Überwindung.
    Wenn ich mir die Bilder aus den Bergen hier anschaue, bin ich mir ziemlich sicher, dass ich dort nicht oder höchstens unter „Qualen“ hin kommen würde. Und das, obwohl ich viele Situationen erlebt habe, wo meine Höhenangst nicht die „Schlimmste“ war. Meine Höhenangst „reagiert“ nämlich sehr positiv auf Geländer und in etwas schwächerem Maße auch allgemein auf andere Sicherungseinrichtungen. Ein Geländer ist idealerweise fast so hoch oder – falls es sich deutlich unter mir befindet – auch entsprechend höher, macht einen möglichst massiven Eindruck – insbesondere auch die Befestigungen an Wand oder Boden -, und die Lücken – auch zwischen Stäben – sind nur so groß, dass ich auf gar keinen Fall hindurch passen würde. Es gilt sozusagen auszuschließen, dass ich durch Ausrutschen oder eine starke Windböe fallen oder abrutschen könnte.
    In den Bergen habe ich beispielsweise auch Probleme, steile und steinige Wege bergab zu gehen. Machen diese Wege weiter unten eine Kurve vor einem Abhang oder einer steilen Böschung, ist es besonders schlimm. Besteht die theoretische Gefahr, im Falle des Ausrutschens mehr als 10 Meter (nicht Höhenmeter, sondern Wegstrecke) ungebremst weiter rutschen zu können, ist es auch recht unangenehm. Mit „steinig“ meine ich übrigens sowhl Schotterwege, bei denen man auf oder mit den Kieseln rutschen könnte oder wenn sich der Schotter beim Gehen merklich bewegt, als auch felsigen Untergrund mit recht glatten Steinen. Auch schmutzige, also potentiell rutschige asphaltierte Straßen sind nicht unproblematisch für mich.
    Seilbahnen sind für mich unangenehm, aber deutlich weniger schlimm, als man nach meiner Beschreibung hier erwarten würde. In Ihnen fühle ich mich relativ sicher – je größer die Gondel und je weniger Glas im unteren Bereich der Gondel verbaut ist, desto angenehmer ist die Fahrt.
    Flüge sind übrigens auch für mich überhaupt kein Problem. Die Argumente des flacheren Blickwinkels und der schwierigen Abschätzung der Höhe sind auch meine Theorie, warum Flugzeuge für mich so unproblematisch sind. Ich muss irgendwann einmal einen Hubschrauberflug ausprobieren. Durch die Autorotation stürzen Hubschrauber ja trotz nicht vorhandener Tragflächen bei einem Motorausfall nicht sofort ab, während Flugzeuge zwar gleiten können, aber natürlich auch eine relativ große Fläche zum Landen brauchen, die man im Ernstfall erst einmal finden muss. Ich gehe davon aus, dass sich der Hubschrauberflug für mein Unterbewusstsein aufgrund der kleineren Kabine und des steileren Blickwinkels wesentlich schlimmer anfühlt. Aber mich würde interessieren, ob die rationale Überlegung, dass Hubschrauber nicht einfach so abstürzen können, mich merklich beruhigen kann.

    1. Herzlichen Dank, Carsten, für die Schilderung von Deinen Erlebnissen. Zu einem Hubschrauberflug kann ich keine eigenen Erfahrungen beisteuern. Hubschrauber bin ich noch nicht (mit)geflogen.
      Aber ich habe mich schonmal im Urlaub auf dem Mittelmeer mit dem Gleitschirm hinterm Motorboot hochziehen lassen. Das hat mir wiederum komischerweise auch gar nichts ausgemacht…
      Viele Grüße
      Thomas

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