Schopftintling (Schopf-Tintling)

Na, hast Du mal wieder Lust auf einen wirklich coolen Pilz? Dann zeige ich Dir heute in diesem Beitrag einmal den Schopftintling (Coprinus comatus). Eine Pilzart aus der Familie der Champignonverwandten…

Gruppe von Schopftintlingen verschiedenen Alters

Na, der schaut aber ekelig aus… was tropft denn da Schwarzes runter?

Wenn der Pilz frisch aus dem nährstoffreichen und feuchten Boden wächst, dann schaut er erstmal so aus:

Frischer Schopftintling

Mit zunehmendem Alter öffnet sich der Pilz und der zunächst weiße Hut mit seinen Lamellen wird erst an den Rändern rötlich, dann schwarz und zerfließt letztlich zu einer tintenartigen Flüssigkeit. Diese Flüssigkeit wurde früher mit Gummi Arabicum vermischt und tatsächlich als Schreibtinte verwendet.

Für den Prozess des Zerfließens sind keine Bakterien oder Lebewesen von außen notwendig… Dieses „Schicksal“ ist dem Pilz bereits durch das Vorhandensein bestimmter Enzyme „einprogrammiert“. Es handelt sich um eine Autolyse. Das heißt, der Pilz verdaut sich sozusagen selbst.

Mit dieser schwarzen Flüssigkeit verbreitet der Pilz im Übrigen seine Sporen.

Jung ist der Schopftintling aber ein sehr guter Speisepilz!

Wenn Du einen ganz frischen Schopftintling findest, dann kannst Du ihn essen. Er ist auch wirklich ein sehr guter Speisepilz! Rötliche oder gar schwarze Stellen des Fruchtkörpers sind aber nicht mehr zum Verzehr geeignet.

Aber auch wenn Du ihn frisch findest und mit nach Hause nimmst, hast Du nur kurz Zeit ihn zuzubereiten, denn bereits nach wenigen Stunden zerfließt er schwarz und er futtert sich selbst auf… wenn Du ihm nicht zuvorkommst 😉

Du kannst zur Zubereitung den Pilz halbieren, den Stiel entfernen und die Pilzhälften einfach in Butter braten. Mit Salz und Pfeffer würzen. Fertig.

Der Schopftintling – ein wirklich dreifach cooler Pilz

Und der Schopftintling ist nicht nur essbar und produziert „Tinte“… Er ist auch noch ein „Raubtier“. Ja, eigentlich natürlich ein Raubpilz, er ist ja kein Tier.

Denn es handelt sich bei dem Schopftintling um einen nematophagen Pilz. Er ist ein Fleischfresser (Karnivore), der sich auf das aktive Fangen und Verdauen von Fadenwürmern (Nematoden) spezialisiert hat. Was es nicht alles in der Natur gibt…

Einzelner Schopftintling

Warum der Schopf-Tintling „Schopf-Tintling“ und nicht „Tinten-Schöpfling“ heißt…

Regelmäßig lese ich in verschiedenen Pilzgruppen auf Facebook und Co. eine Bezeichnung die mich sofort triggert und ich habe mich gefragt warum… Es geht um die Wortkreation „Tinten-Schöpfling“.

Es gibt für die meisten gängigen Pilzarten auch umgangssprachliche Bezeichnungen, die auch regional stark variieren. Der Schopftintling wird gelegentlich auch als Spargelpilz, Porzellanpilz oder auch Tintenpilz bezeichnet.

Bei der Schreibweise mit Bindestrich „Schopf-Tintling“ (anstatt Schopftintling) erkennst Du sofort, dass sich der Name aus zwei anderen Namen zusammensetzt. Und das ist kein Zufall. Der Schopftintling (Coprinus Comatus) ist eine Art aus der größeren Gattung der Tintlinge (Coprinus). Also so etwas wie eine Teilmenge aus den verschiedenen Tintlingen.

Dass in der deutschen Sprache „Teilmengen“ aus einer größeren Gruppe dadurch definiert werden, dass VOR die Gruppenbezeichnung ein Wort gesetzt wird, dass die dahinter stehende Gruppe einschränkt, findest Du sehr häufig. Wenn Du mal die große Gruppe „Häuser“ nimmst… diese lassen sich einschränken auf beispielsweise „Fertighäuser“, „Hochhäuser“, „Wohnhäuser“… Diese Begriffe bezeichnen jeweils eine Teilmenge der Häuser. Oder die Gruppe „Schwestern“. Diese könntest Du verkleinern auf „Krankenschwestern“, „Ordensschwestern“, „Zwillingsschwestern“ usw.

Bei den vorgenannten Begriffen fällt Dir vermutlich sehr schnell auf, dass sich bei einem Vertauschen der Wortreihenfolge etwas ganz anderes ergibt. Ein „Hochhaus“ bezeichnet etwas anderes als „haushoch“. Eine „Ordensschwester“ wäre etwas anderes als ein „Schwestern-Orden“. Bei letzterem Beispiel würdest Du die Gruppe der Orden (Religionsgemeinschaften) auf eine bestimmte Art einschränken und nicht die Gruppe der Schwestern. Eine Krankenschwester ist auch kein Schwesternkranker.

Und nun schließt sich der Kreis wieder zurück zu den Pilzen. Es gibt nämlich keine Gruppe (bzw. Gattung) „Schöpflinge“, die Du einschränken könntest. Nur eine Gattung „Tintlinge“. Und wenn jemand die (falsche) Bezeichnung „Tinten-Schöpfling“ nutzt, dann nicht, weil es sich um eine regional gebräuchliche Bezeichnung für den Schopftintling handelt, sondern weil sich derjenige (oder jemand anderes) einfach irgendwann mal mit der Wortreihenfolge vertan hat, sich diese Wortkreation im Hirn festgesetzt hat und sich die falsche Bezeichnung ja auch irgendwie schön anhört… 😉

Viel Freude draußen!

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