Docht aus Naturmaterialien improvisieren

Heute erfährst Du von mir, wie Du in der Natur einen Docht für eine Kerze oder eine Öllampe herstellen kannst. Rein aus Materialien, die Du im Wald findest…

Selbstgemachte Kerze aus Wachs von einer Käseverpackung sowie einem Docht aus Binse

Die Vorgeschichte – In Wachs eingepackte kleine Käsestücke

Ohne jetzt zu weit ausholen zu wollen – vor ein paar Wochen war ich im Wald unterwegs und in meinem Rucksack war, wie üblich, auch ein wenig Verpflegung für unterwegs. Ihr kennt bestimmt diese kleinen Käsestücke, die in Wachs eingepackt sind, oder?

So ein Käse war mit dabei. Ich mache jetzt auch keine Werbung für den Käse, denn eigentlich hat mich die „Verpackung“ in dem Moment ein wenig mehr interessiert als der Inhalt. Irgendwie hätte ich es schade gefunden, wenn die Wachshülle einfach so im nächsten Mülleimer gelandet wäre.

Spontan kam mir eine Frage: Könnte ich damit nicht eine Kerze herstellen? Klar, bestimmt, aber was nehme ich als Docht? Muss ja irgendwas sein, was „saugfähig“ ist.

Da ich ad hoc unterwegs keine zündende Idee hatte, kam die Wachsverpackung erstmal in den Rucksack. Eine Recherche zum Thema „Docht“ kam auf meine virtuelle ToDo-Liste für zu Hause…

Woraus bestehen heutzutage Dochte und woraus wurden sie früher hergestellt?

Heutzutage bestehen Dochte meistens aus Baumwollfäden. Reine Baumwolle ist für Kerzendochte und Dochte für Öllampen sehr gut geeignet.

Daraus ergibt sich für mich die erste Option, die ich hätte, wenn ich unterwegs einen Docht herstellen wollte: Einen Streifen aus meinem Bundeswehrtaschentuch schneiden. Das ist reine Baumwolle und das habe ich bei jeder Tour dabei.

BW-Taschentuch aus reiner Baumwolle

Zumindest wäre das theoretisch eine Option. Rein praktisch möchte ich es aber nicht zerschneiden. Daher geht meine Recherche weiter.

Schnell stoße ich im Internet darauf, dass früher auch Dochte aus dem Zunderschwamm (einem Baumpilz) und aus Binsen hergestellt wurden. Das ist ja interessant und weckt meine Neugier. Ich beschließe, beides einmal ausprobieren zu wollen.

Und von diesen beiden Versuchen berichte ich Dir heute.

Versuch 1: Docht aus einem Stück Pilz – Birkenporling

Von dem Birkenporling, einem interessanten Baumpilz habe ich Dir in diesem Beitrag bereits berichtet. Da der Birkenporling meines Erachtens eine ähnlich gute Kapillarwirkung wie der Zunderschwamm hat und ich auch erst vor wenigen Tagen ein paar Pilzstücke Birkenporling getrocknet habe, ist schnell klar: Ich probiere es mit diesem Pilz aus.

Ich schneide mir eine alte Getränkedose zurecht. Ähnlich wie für einen Spiritus-Brenner zu dem ich Dir in diesem Beitrag bereits einmal berichtet habe. Nur den Deckel habe ich nicht entfernt, da dieser dem Docht den notwendigen Halt geben soll.

Öllampe mit Docht aus Birkenporling

Die bearbeitete Dose fülle ich mit normalem Pflanzenöl (Sonnenblumenöl) und stecke einen zugeschnittenen Streifen des getrockneten Birkenporlings durch die Trinköffnung. Nach circa einer halben Stunde Wartezeit hat sich der Pilz mit Öl vollgesogen. Die Kapillarwirkung scheint schon mal wie gewünscht zu funktionieren.

Also los… Zünden wir den Docht mal an.

Öllampe mit Docht aus Birkenporling brennt gut.

Prima. Das funktioniert tatsächlich. Nach circa 1,5 Stunden Brenndauer bläst ein Windstoß die Öllampe aus. Zu dem Zeitpunkt ist ungefähr die Hälfte des eingefüllten Öls verbraucht. Ich probiere, die Öllampe erneut zu entzünden. Geht problemlos. Da ich aber keine Zeit mehr habe, lösche ich die Flamme wieder. Dass es funktioniert, ist ja bereits klar.

Fazit: Versuch einer Öllampe mit Docht aus getrocknetem Birkenporling ist gelungen!

Versuch 2: Docht für eine Kerze aus einer Binse herstellen

In meinem zweiten Versuch möchte ich aus der Wachsverpackung, die ich eingangs bereits erwähnte, eine Kerze herstellen. Als Docht fiel meine Wahl auf eine Binse. Die muss ich erstmal suchen gehen. Binsen wachsen an Stellen, an denen es viel Staunässe im Boden gibt. Ich werde auch sehr schnell am Wegesrand neben einer mit Wasser gefüllten Fahrspur fündig.

Die Binsen haben eine coole Besonderheit. Damit die Pflanze dauerhaft im nassen Boden stehen kann, ist es erforderlich, dass sie ihre Wurzeln „von oben“ mit Sauerstoff versorgt. Dazu hat die Binse in ihrem Inneren ein ganz luftiges Gewebe, ähnlich wie ein Schwamm. Das sogenannte Sternparenchym. Damit transportiert sie kein Wasser, sondern Luft. Daher ist dieses Gewebe auch trocken.

Und genau dieses Gewebe, das Parenchym, kannst Du als Docht nutzen. Zuerst musst Du es aus der Binse herausholen. Mit dem Fingernagel oder einem Messer kannst Du es vorsichtig herausschälen.

Da das Parenchym einer Binse dünn ist, ggf. mehrere miteinander verdrehen und zwischen die beiden Wachshälften der Käseverpackung gelegt. Dann das Wachs vorsichtig zu einer Kerze zusammengeknetet.

Und jetzt entzündet! Ich muss gestehen, dass ich nicht damit gerechnet habe, dass es so gut klappt. Auch dieser Versuch hat perfekt funktioniert!

DIY-Kerze mit Docht aus dem Parenchym einer Binse. Das klappt hervorragend!

Viel Freude draußen!

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